Die erste „richtige“ Uniwoche startete für mich als pflichtbewusste Studentin natürlich Montag morgen mit meiner ersten Vorlesung. Top motiviert saß ich in dem Kurs „Research Methods“ des Department of Computer Science and Information Systems (man muss nehmen was man kriegt) und musste feststellen, dass meine gefühlten 1000 bereits absolvierten Methoden Kurse doch zu etwas gut sind – nämlich sich in einer weiteren (diesmal finnischen) Methodenvorlesung einfach zu langweilen. Während mir also erklärt wurde, was denn eine Hypothese sei, hatte ich Zeit, meine Woche zu planen.

„Kajak, Kaffee, Sauna, Sport, Party, Finnisch“

Pläne hatte ich so einige. Geschafft habe ich (dank PassionPlanner) auch einiges: Immernoch topmotiviert startete mein nächster Tag mit einer Laufrunde im Nieselregen, auf der ich leider vergeblichIMG_20150908_082544[1] den auf der Karte direkt neben dem Wohnheim liegenden See auskundschaften wollte. Obwohl es eigentlich eine Meisterleistung ist, auf einer 30 minütigen Joggingtour durch Mittelfinnland nicht ein einziges Mal an einem See, Fluss oder zumindest einem Tümpel vorbeizukommen, war ich schon ein bisschen frustriert. Mit einem weiteren „Streetworkout“, durchgeführt von einem angehenden Sportlehrer und „erduldet“ von Christina und mir, konnte ich mich nicht nur tagelang über Muskelkater freuen, sondern auch den Punkt „Sport“ in meinem Kalender abhaken. Wer sich genauer für unsere olympiareifen Körperertüchtigungen interessiert, sei der Blogeintrag von Christina ans Herz gelegt, die „schlanke sportliche Freundin“ wäre in diesem Falle ich 😎

Ein Highlight war für mich in dieser Woche neben gemütlichen Geburtstagskaffeerunden, Pizza-Plauderein und ersten Finnisch-Fortschritten (mit diesen anregenden Alliterationen schaff ich es noch in die Redaktion von Bauer sucht Frau) eine viertstündige Kajaktour am Donnerstag.

„Ich kann zwar nicht paddeln, will hier aber nie wieder weg“ IMG-20150910-WA0034

Bei bestem finnischen Spätsommerwetter machten wir uns auf zum von mir einige Tage vorher noch vermisst geglaubten See an unserem Wohnheim (es gibt ihn doch!). Kamikaze wie ich nunmal bin entschied ich mich todesmutig, ein 1-er-Kajak zu bezwingen (ich wollte einfach nur nicht schuld sein, dass ein anderer wegen mir ins Wasser fällt) und fuhr los. Nach nur kurzer Zeit hatte ich mir dermaßen viel Wasser in mein Kajak und vorallem auch auf meine Jeans geschaufelt, dass ich aussah, als wäre ich 5 Stunden durch den Monsun gepaddelt. Andererseits IMG-20150910-WA0009war das aber auch überhaupt kein Problem, denn die anderen waren bereits so weit weg, dass sie das eh nicht mehr gesehen haben. So genoss ich mit zwei anderen Booten, die ebenfalls nicht unbedingt mit dem Kajak-Gen gesegnet waren, einfach die Landschaft inmitten eines knapp 3 km² großen Sees bei strahlendem Sonnenschein und rund 20°C. Zugegeben, es gibt schlimmeres, und so warteten wir einfach bis die anderen wieder da waren, fuhren anschließend über einen kleinen Fluss zu einem anderen See, legten dort mit unseren Booten an und machten bei Zimtschnecken, Obst und Knäckebrot eine kleine Pause.

Immernoch meine rosaroten-Kajak-Brille aufhabend ging es anschließend weiter zur mittlerweile zweiten Finnisch-Vorlesung. Nach 3 Stunden Unterricht in dieser Sprache kann ich ruhigen Gewissens und aus voller Überzeugung sagen: Die spinnen, die Finnen! Es gibt hier keine Artikel, noch mehr Fälle als im Deutschen und sogar für „drinking alone at home in your underwear“ ein eigenes Wort! Ableiten kann man sich überhaupt rein gar nichts und ich denke, ich werde mir einfach die Sätze „Ma en ymmärrä! Puhutko sa englantia?“ (Ich verstehe nichts, sprechen sie englisch?) merken und den Kassiererinnen, die mich ausnahmslos alle auf finnisch anreden mit einem freundlichen „Kiitos“ (Danke) meine Kreditkarte reichen (dann muss man nämlich nichteinmal verstehen was es kostet, das kann bei Zahlen wie „kaksikymmentäkahdeksan, yhdeksankymmentäkuusi“ (=28,95) ganz schnell ganz schwer werden).

„I´m a Barbie-Girl“ auf finnisch

Zum Wochenende hin wurde es dann Zeit für die Opening Partys. Nachdem IMG-20150910-WA0040[1]Christina, Julia und ich gekocht hatten, etwas von Chrissis kostbarem Havanna getrunken hatten und einen kurzen Looping Louie Abstecher in eines der Jungszimmer hinter uns hatten, fühlten wir uns bereit für die Student Network Opening Party. Pustekuchen. Um diese wirklich sonderbare Musikauswahl des DJs und anschließend die fancy Performance einer finnischen Rockband irgendwie schön zu finden, hätten keine 5 Fässer Havanna gereicht. Doch da wir sogar ein Geburtstagskind unter uns hatten, versuchten wir einfach, das Beste daraus zu machen und hatten somit selbst zur abgefahrensten finnischen Rockmusik richtig viel Spaß. Nachdem wir mit einer finnischen Version von „I´m a Barbie Girl“ in den Genuss wenigstens eines bekannten Liedes gekommen waren, sind wir (warum auch immer) Backstage eingeladen worden, haben 3 Geburtstagslieder mit der Band gesungen und anschließend wieder gegangen (worden).

Da damit eigentlich auch der Punkt „Party“ abgehakt wäre, ich aber dann doch lieber auf Nummer sicher gehen wollte (doppelt hält besser), ging es am Freitag noch zur ESN-Opening Party.

Samstag fuhren wir bei immernoch extrem unüblich IMG-20150912-WA0015warmen Wetter nochmal zum See und gingen baden. Ja, richtig, wir gingen baden. Bei 19°C Außentemperatur und ca. 11°C Wassertemperatur war es zwar gefühlt mindestens doppelt so kalt wie das Leutershäuser Altmühlbad an Weihnachten aber trotzdem eine tolle Erfahrung.

Fazit der Woche: Fast alles geschafft, schönes Wetter gehabt und sehr sehr viel Spaß 🙂